Eine abenteuerliche Geschichte aus Kobern-Gondorf

Der 13. Apostel: Eine unglaubliche aber wahre Story

In meinem Kapitel "Warum NRW?" habe ich Euch gelegentliche Grenzgänge angekündigt: Heute erleben wir einen schönen Tag in Kobern-Gondorf: Die Geschichte dieses Ortes ist so eng mit der Entstehung des Christentums in unserer Heimat verknüpft, wie es sicherlich nur ganz wenige Menschen wissen. Und das macht die Spannung meiner heutigen Zeitreise aus: Wir erfahren etwas aus unserer eigenen Vergangenheit und schlagen einen Bogen von den Römern zu den ersten Christen, von den Kelten bis zum hohen Mittelalter und besuchen die beeindruckenden Bauten als Zeitzeugen jener Zeit. Dabei kommen weder die Natur, noch der Genuss zu kurz. Viel Spass bei einer Kurzreise, an der auch ein Alexander von Humboldt sicher seine (Entdecker-) Freude gehabt hätte.


Blick von der Matthiaskapelle über die Niederburg ins Moseltal
Blick von der Matthiaskapelle über die Niederburg ins Moseltal

Anfahrt

Ziel ist heute die Stadt Kobern-Gondorf an der Mosel. Bis zum Wohnmobilstellplatz "Am Kalkofen" sind es von der Kölner Domplatte 102 Km und die Fahrt dauert ca. 1:17 Std.

 

Die Adresse für google maps lautet: Am Kalkofen, 56330 Kobern-Gondorf

 

Der Startpunkt für die Wanderung ist direkt am Pfarrhaus: Mühlengraben 27, 56330 Kobern-Gondorf 

 

Aus den Ballungsgebieten folgen wir zunächst der A1 in südlicher Richtung, später der A61 Richtung Koblenz und fahren ab in der Ausfahrt 36 Richtung Ochtendung auf der L117 bis wir Kobern Gondorf erreichen.

 

Im Ort z.B. in der Mühlengasse sind kostenfreie Parkplätze vorhanden.

 

Kobern-Gondorf verfügt übe einen eigenen Bahnhof und ist somit  auch mit der DB erreichbar. 

Track

Jenseits meines Tourguides liefert die website www.traumpfade.info sehr angenehm und kompetent recherchierte Wandertouren, ich bin bekennender Fan!

Nützliche Web-Links

Es gibt in der Nähe mehrere Campingplätze und einen Stellplatz. dieser ist für unsere low-budget-Philosophie ideal, hier kostet die Übernachtung gerade mal 5,00 €:

Stellplatz Am Kalkofen, näher dran geht nicht! ABER: Bei dem Preis nicht zu viel erwarten.

 

Richtig schön steht man (natürlich teurer) auf dem Campingplatz Gülser Moselbogen, der schon seit Jahrzehnten existiert und immer gut bewertet wurde in der Vergangenheit: Die ADAC App nennt ihn TIPP 2017, wie immer hängt das von den persönlichen Empfindungen ab. Es fehlt jedenfalls an nichts, 10,4 Km bis Kobern-Gondorf am Moselufer entlang Richtung Koblenz, Adresse: Am Gülser Moselbogen 20,  56072 Güls

 

Diverse Hotels und Pensionen im Ort in unterschiedlichen Preiskategorien in zentraler historischer Ortsmitte gelegen.

10 Möglichkeiten gibt es hier.



Charakteristik der Rundtour

Die Rundtour gehört zu den sogenannten "Traumpfaden", welche als Konzept für Wanderer unverlaufbar ausgeschildert wurden.

Fast alle dieser 26  wunderschönen Traumpfade habe ich persönlich erwandert und bin ganz begeistert. 

Der Koberner Burgpfad vereint in sich alles was eine anspruchsvolle und abwechslungsreiche Wanderung ausmachen sollte und wartet mit vielen Highlights entlang des Weges auf. 

Allerdings ist er mit 17 Kilometern Länge und 517 Höhenmetern nichts für Anfänger. Man sollte schon eine gewisse Kondition und entsprechende Ausrüstung dabei haben und für die Runde gut und gerne 5-6 Stunden einkalkulieren.

Es gibt jedoch die Möglichkeit eine Abkürzung zu wählen, wenn man den Goloring auspart, wird die Wanderung ca. 4 Kilometer kürzer.


Die Wanderung beginnt direkt mit einem lauschigen Pfad der durch den Wald hindurch vorbei an der Schutzmantelmadonna der Koberner Stände hinauf auf das erste Aussichtsplateau führt. Dort haben wir entlang einer sonnigen Passage weite Blicke ins Land und über den Weinanbau bevor wir erneut in einen wunderschönen Talabschnitt eintauchen und parallel zu einem kleinen Flüsschen angenehm schattig durch wechselnde Wälder wandern. Einfach schön!

 

Vorbei  an einigen Felspassagen geht es fast tunnelartig entlang von Wald und Feld  und wieder ein Stück über offene Felder mit weitem Blick. Eine Extrarunde führt zu einer vorchristlichen, vermutlich keltischen Kultstätte, welche blumig das "Eifel-Stonehenge" genannt wird. Da ich diese Ecke in einer anderen Tour separat besucht habe, welche ich hier ebenfalls veröffentlichen werde, spare ich mir diesen Exkurs heute und nehme dort wo auf dem Tracklink der Hin-und Rückweg sich fast berühren die Abkürzung. So gelange ich ca. eine Stunde eher zu den Mineralquellen die uns eine köstliche Erfrischung und eine schöne Gelegenheit zum picknicken bieten. Es gibt dort schattige Bänke und einem schönen Platz zum Verweilen. Einige Hinweistafeln erklären uns die Zusammensetzung dieses besonderen Wassers.

 

Frisch gestärkt erklimmen wir die letzten Höhen hinauf zur Matthiaskapelle und zur Oberburg in der sich ein sehr schönes Restaurant mit Biergarten befindet. Im November wird hier im Turm das Gänse-Essen als besonderes Event angeboten. Reservierung ist dabei das oberste Gebot. Ist schon vorgemerkt!

Wir dürfen das absolute Highlight der heutigen Wanderung, die Besichtigung der einzigartigen Matthiaskapelle nicht versäumen, plant also Eure Wanderung sinnvoller weise so, dass Ihr hier noch rechtzeitig vor Schließung ankommt. Was es mit dieser Kapelle auf sich hat erzähle ich euch in meiner "Apostelgeschichte" weiter unten.

Nach der kostenlosen Besichtigung wandern wir mit tollen Aussichten hinab zur Niederburg, deren Ruinen zu erkunden auch unseren Kindern wieder so richtig Spass macht, bevor wir dann der Beschilderung folgend zum Abschluss in Kobern-Gondorf ankommen. Dort steuern wir das historische Zentrum an und lassen einen wunderschönen Tag in der Natur bei einem leckere Glas Wein und guter Vesper auf dem lauschigen alten Marktplatz ausklingen.



Die Kreuzzüge ins heilige Land und der 13. Apostel in Kobern-Gondorf

Es ist eine Geschichte, die man erst gar nicht glauben kann und doch war meine Recherche nach den Fakten für mich so spannend und faszinierend, dass ich sie Euch nicht vorenthalten möchte. 

Allgemein bekannt ist, das Jesus um sich 12 Apostel versammelte, seine Getreuen die nach seinem frühen Tod am Kreuze den christlichen Glauben in der Welt verbreiten sollten.  Die Zwölfzahl ist religionsgeschichtlich bedeutsam , da sie stellvertretend für die 12 Stämme Israels steht. Neu war dann meine Erkenntnis, dass es gar nicht 12 Apostel sondern 13 Apostel gab. Und dies ist dem größten Verrat in der Geschichte zu verdanken. Für ein Säckchen voller Silberlinge hatte der Apostel Judas Ischariot Jesus an die Hohe Priester verkauft. Als dieser daraufhin verhaftet und zum Tode verurteilt wurde, bereute er seine Tat, schmiss den Lohn den Hohepriestern vor die Füße und erhängte sich. 

Durch ein Losverfahren wurde nun Matthias in den Kreis der  verbliebenen 11 Apostel berufen, da er auch ein enger Jünger  Jesu war.

Den Überlieferungen zufolge starb er ca. 63 nach Christus den Märtyrertod und wurde enthauptet.

Im Jahr 311 nach Christus war das römische Reich bereits in ein westliches und in ein östliches Reich zerfallen. Im Westen wurde nach dem Tode seines Vaters der noch nicht zwanzigjährige Konstantin zum römischen Kaiser ernannt. Dieser hatte als römischen Regierungssitz die Augusta Trevororum (Trier) als seinen Herrschersitz deklariert, während  im entfernten Rom Maxentius ebenfalls als römischer Kaiser herrschte. 

Um diesem Zustand ein Ende zu setzen marschierte Konstantin mit seinen Soldaten gegen seinen Gegner nach Rom. Diese trugen nicht den römischen Legionsadler als Feldzeichen, sondern das Christusmonogramm (X und P). Vermutlich stand Konstantin in Trier bereits schon unter christlichem Einfluss und fand es verlockend seinen Feldzug unter den Schutz des christlichen Gottes zu stellen.

Am 28. Oktober 312 erringt Konstantin an der Milvischen Brücke im Norden von Rom den Sieg über das feindliche Heer und seinen Kontrahenten Maxentius. Dies bestärkt ihn in seinem christlichen Glauben und  seine Mutter Helena bricht im Jahre 324 nach Jerusalem auf um die Grabstätte von Jesus Christus ausfindig zu machen. Sie erreicht die heilige Stadt und lässt dort Grabungen vornehmen - und wird fündig. An der Stelle der Grablegung wird  auf ihre Veranlassung die Grabeskirche errichtet, der  ungenähte heilige Rock Jesus' (das letzte Gewand) und die Gebeine des Apostels Matthias werden auf ihren Befehl durch den ersten Bischof von Trier, Agricius erfolgreich nach Trier überführt. Trier wird somit Grablege des einzigen Apostels, der nördlich der Alpen seine letzte Ruhestätte findet und somit das einzige Apostelgrab in Deutschland. 

Einzig- der Kopf fehlt. 

Den Schädel des heiligen Apostels Matthias raubte der Kreuzritter Heinrich der II. von Isenburg -Kobern in Unterägypten und brachte ihn nach Kobern-Gondorf auf seine Burg. Zwischen 1220 und 1240 wurde dann zu Ehren des Apostels die Matthiaskapelle errichtet.

Sie ist das einzige Bauwerk in Deutschland, welches romanische, gotische und byzantinische Bauelemente in sich vereint.

Man fühlt sich unwillkürlich nach Südeuropa, etwa Spanien oder Portugal versetzt. 

Das gleiche Gefühl hatte ich als ich den Innenhof der Kirche St.Matthias in Trier betrat.

Laut Auskunft der Tourist-Information Kobern-Gondorf wurde der Schädel 1927 nach Trier gebracht  und dort gemeinsam mit den anderen Reliquien im Apostelgrab beigesetzt.

Heute noch gibt es mehrere Matthias Bruderschaften und Pilgerwege zum Apostelgrab, sowie einige Gedenkkreuze mitten in der Eifel. 

Am Brunnen im Innenhof von St. Matthias findet man die Jakobsmuschel als Zeichen für die Pilger und eine Entfernungsangabe zum nächsten Apostelgrab des heiligen Jakobus in Santiago de Compostella in Galicien.


Fazit

Ein Natur- und Wandererlebnis lässt uns unseren Alltag vergessen. Egal zu welcher Jahreszeit wir hierhin kommen, haben wir bei schönem Wetter große Freude an abwechslungsreicher wunderschöner Landschaft gekoppelt mit spannender Geschichte, die sicherlich auch für unsere Kinder spannend weiter erzählt werden kann und darf. Bei der Besichtigung kann man sich in die Zeit der Kreuzfahrer hineinversetzen und überlegen, welche Personen ab 1230 wohl schon durch dieses Portal der Kapelle gegangen sein mögen. Abgerundet wird das ganze durch verschiedene Einkehrmöglichkeiten, ob in der Oberburg, oder unten am Marktplatz mit Fachwerk und Mittelalter. In Kobern steht noch das älteste Fachwerkhaus in Rheinland Pfalz aus dem Jahre 1312. Unfassbar, dass es nie zerstört wurde. Im Ort selbst habe ich über booking.com 10 Unterkünfte in unterschiedlicher Preisklasse ausfindig gemacht, die eine anständige Alternative zum Camperleben bieten können. Alles in allem eine runde Sache und, wenn Ihr über Nacht bleibt, dann gibt es sicherlich für den nächsten Tag noch genug lohnenswerte Ziele, egal ob mit dem Rad, zu Fuß oder Flußabwärts nach Koblenz oder Flussaufwärts bis nach Trier. 

Ich hoffe, dass Ihr Freude an meinem Vorschlag gefunden habt und wünsche Euch tolle und spannende Erlebnisse in Kobern-Gondorf und Umgebung. Bis bald!


Zum Abschluss noch einige Eindrücke von meiner Tour

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Kommentare: 2
  • #1

    Edwin Hollaschke (Donnerstag, 30 März 2017 09:36)

    Hallo Mathias,
    ich war vor vielen Jahren mit ner Truppe in Gobern zum feiern.Habe noch in Erinnerung,dass da ganz schön was los war.
    Ist das heute auch noch so?
    Im übrigen wenn du einen kleinen feinen Wohnmobilstellplatz in Thüringen/Erfurt kennen lernen möchtest,bist du eingeladen.
    https://www.youtube.com/watch?v=cui7fOdxev0&t=6s
    Grüße aus Erfurt
    Ed

  • #2

    Matthias (Donnerstag, 30 März 2017 11:14)

    Hallo Edwin,
    Erstmal danke für Deinen Besuch . Kobern Gondorf ist ein beliebtes Ausflugsziel. Aber als überlaufen habe ich es nicht erlebt. Ich liebe Erfurt und war schon viele Male dort. Gerne komme ich bei meinem nächsten Besuch auf Deine Einladung zurück. Bis dahin eine gute Zeit für Dich!