Duisburger Westen- Schmelztiegel zwischen Industrie und Niederrhein

Der Weg der Gegensätze

Der zweite Teil zum Thema Wanderungen im Duisburger Westen für die NRZ-Duisburg führte mich in den linksrheinisch,  nördlichsten Stadtteil: Duisburg-Baerl. Dieser Ausgangspunkt kann durchaus als Schnittstelle zwischen der Industrie- und Handelsmetropole Duisburg und dem Niederrhein bezeichnet werden. Und so präsentieren sich auch unsere heutigen Eindrücke: verwunschene Waldpfade im Baerler Busch, mediterrane Impressionen am Loheider See, Landwirtschaft, Orsoy: ein Stadtbild mit Geschichte, Industriekulissen und der romantische Rhein am frühen Abend.


Rückweg entlang des Rheins - mit jedem Schritt romantischer
Rückweg entlang des Rheins - mit jedem Schritt romantischer

Anfahrt

Von der Kölner Domplatte bis zum Startpunkt der Wanderung am Ristorante Bellini sind es 82 Kilometer und eine gute Stunde Fahrt.

 

Die Zieladresse für die Navigation lautet:

 

Hubertusstraße 2

47199 Duisburg-Baerl

 

Hinweis und bitte beachten: die Hubertusstraße gibt es in Duisburg mindestens dreimal. Deswegen unbedingt mit der Postleitzahl navigieren, oder googeln.

 

Genau gegenüber befindet sich ein kostenloser Parkplatz für PKW und Wohnmobile.

 

Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist problemlos möglich:

Die Buslinie 913 pendelt regelmäßig zwischen Rathaus Orsoy und Haltestelle Liesen, in unmittelbarer Nähe zu unserem Startpunkt.

Highlights

Hier sind sie wieder die Highlights, die unsere Tageswanderung zu einem wirklich runden Erlebnis werden lassen:

  • Ristorante Bellini, sei vielen Jahren eine der ersten Adressen in Duisburg und sicherlich auch in Zukunft eine Adresse für gastliche Gemütlichkeit und hervorragende Speisen und Weine.
  • Restaurant Rheinblick mit schönem Biergarten und dem tatsächlichen Rheinblick -unschlagbar! Gut-bürgerliche, ehrliche Küche.
  • Loheider See mit genialer Bademöglichkeit, ideal zum entspannen, segeln, picknicken oder faulenzen.
  • Orsoy, Stadtteil von Rheinberg am Rhein mit Festungsresten (Rheintor) und schöner Rheinpromenade, ideal für eine Rast zur Halbzeit
  • Rheinpanorama mit Industriekulisse, alten Treidelpfaden und Kopfweiden, im Sommer Rapsfelder und Sonnenuntergang zum perfekten Ausklang der Tour.

Nützliche Weblinks

Wo bleiben die Reisemobilisten über Nacht? 

 

Direkt gegenüber dem  Ristorante Bellini kann man nach  Rücksprache beim Restaurant problemlos kostenfrei übernachten, allerdings ohne V/E und ohne Wasser und Strom. Diese Möglichkeit habe ich persönlich beim Chef des Ristorante Bellini erfragt.

 

Die zweite Alternative befindet sich direkt am Rhein gegenüber  Haus Rheinblick auf dem dortigen Parkplatz am Ende einer Sackgasse, siehe weblink. Hier kann man auch sehr gut frühstücken.  Wer hier über Nacht mit dem Wohnmobil stehen möchte fragt einfach im Restaurant nach.

 

In Orsoy gibt es eine weitere HIGH-END Adresse: Chateau D'Orsay ist eine wirklich gemütliche Weinstube, die es inzwischen seit Jahrzehnten gibt. Sie befindet sich in der Sankt-Nikolaus-Str. 2 a, 47495 Rheinberg-Orsoy. Auch hier wird der Gast mit exklusiven Speisen verwöhnt.



Typisch Niederrhein- die Kopfweiden sind Symbol und Wahrzeichen unserer Heimat
Typisch Niederrhein- die Kopfweiden sind Symbol und Wahrzeichen unserer Heimat

Für heute habe ich eine schöne Tageswanderung herausgesucht von insgesamt 16 Kilometern Länge. Diese Wanderung führt von Duisburg-Baerl -dem nördlichsten linksrheinischen Stadtteil Duisburgs über den Loheidesee bis nach Orsoy und dann im Bogen teilweise direkt am Rhein entlang zurück nach Baerl. Die Strecke ist ohne besondere Anforderungen in gut 4-5 Stunden zu schaffen.

 

Natürlich habe ich auch wieder eine Abkürzung mit eingebaut nach der Hälfte der Strecke, so dass hier auch eine gemütliche Halbtageswanderung gestaltet werden kann. In diesem Fall wandern wir wie beschrieben nach Orsoy (gut 8 Kilometer) und nehmen dort ab Rathaus Orsoy die Buslinie 913, die uns zurück zum Ausgangspunkt (Haltestelle Liesen) bringt.

 

Die Strecke startet am Ristorante Bellini, wo wir unseren PKW oder das Wohnmobil auf dem Parkplatz abgestellt haben. Wer am Ende der Wanderung hier zum Abschluss der Tour sehr gut speisen möchte, sollte sich einen Platz reservieren lassen. Hierbei handelt es sich um meine heutige HIGH-END Variante:

 

Das freundliche Team des Ristorante Bellini bereitet seinen Gästen immer einen herzlichen Empfang. Das Restaurant gilt seit vielen Jahren als erste Adresse für feine, oberitalienische und mediterrane Speisen.  Ein Chefkoch und zwei weitere Köche, sowie das insgesamt 17 Personen umfassende Personal dieses alteingesessenen Familienbetriebes verwöhnt seine Gäste auf 180 Plätzen, zwei Säälen und einer phantastischen Sommerterrasse. Hier mag man gar nicht mehr aufstehen. Also besser erst nach der Wanderung....

 

Spaß beiseite, wir wenden uns mit der Wegekennzeichnung  des Duisburger Rundwanderweges in die Hubertusstraße und folgen dieser zuverlässigen Beschilderung (DU im Kreis, siehe Foto links) bis nach Orsoy. Nach wenigen hundert Metern gelangen wir so in den Baerler Busch. Der Wald nimmt uns auf und nach wenigen Schritten sind wir mit dem Gezwitscher der Vögel und dem Rauschen der Blätter alleine. Was für eine Wohltat! Nicht immer war es so friedlich hier: davon zeugen bis heute die halbkreisförmigen Vertiefungen im Waldboden rechts und links des Wanderweges. Dabei handelt es sich um Bombentrichter vom Jahresende 1944 als die amerikanische Luftwaffe mit 2.500 Bombern einen Luftangriff auf Duisburg flog. Im Baerler Busch waren Munitionsdepots der Deutschen Wehrmacht versteckt um den Feind am Übertreten des Rheines zu hindern. Viele hunderte unschuldige Opfer in der Zivilbevölkerung gab es damals zu beklagen.

Das warme Licht der Herbstsonne leuchtet im Baerler Busch
Das warme Licht der Herbstsonne leuchtet im Baerler Busch

Was können wir also froh und dankbar sein, dass wir, als die sogenannte Nachkriegsgeneration, nur Frieden kennen gelernt haben!

 

Ich genieße die warmen Sonnenstrahlen des Goldenen Oktobers und erreiche den Loheidesee. Die Landschaft wechselt den Charakter. Der See gibt herrliche Aussicht  über das Wasser frei, unsere Blicke schweifen über die glitzernde Oberfläche, die von einigen Freizeitseglern  gekreuzt wird. 

 

Mehrere Ruhebänke und zahlreiche Mülltonnen künden vom regen Picknick- und Badebetrieb in den Sommermonaten, heute sind wir fast alleine unterwegs. Sehr sauber ist alles hier. Wir merken uns jedenfalls diese wirklich schönen Badestellen am glasklaren Wasser und werden zur Badesaison einmal wieder kommen. Zwei Drittel des Sees werden so im Uhrzeigersinn umrundet. Schöne Spazierwege führen zwischen Wasser, Weiden und Pferdekoppeln mit einigen Waldabschnitten zu einer Stelle an der Birkenwald bis an das Wasser reicht.

 

Unvermittelt fühlen wir uns an Finnland erinnert-und das im Ruhrgebiet. Toll!

Dort wo der Wanderweg auf Asphalt trifft müssen wir in einem Bogen ein Privatgrundstück umwandern. Deswegen folgen wir dem neu geteerten Weg einige Meter eine kleine Anhöhe hinauf. Nach etwa 200 Metern bei der ersten Möglichkeit biegen wir rechts ab und finden das DU im Kreis sofort wieder. Es bringt uns am Ende des Grundstückes wieder nach rechts zum See zurück und dort links, so dass wir den See wieder zu unserer Rechten haben.

 

Wir lassen den See hinter uns und laufen ein kurzes Stück  entlang der L 10, einer Landstraße, dann durch ein Wohngebiet bis wir einen Pfad erreichen, der uns hinunter zur Bahnlinie bringt. Parallel zur Bahnlinie vorbei an Orsoyerberg gelangen wir so bis nach Orsoy.

 

Wir erklimmen den Rheindeich und erreichen so die akkurat gepflanzten Baumalleen auf der Deichkrone. Von hier haben wir einen schönen Blick auf den Rhein und die Industriekulisse auf der gegenüber liegenden Seite in Duisburg Walsum.  Ein weiteres Mal hat sich die Landschaft verändert.


Ruhe und Weitblicke am Loheidesee
Ruhe und Weitblicke am Loheidesee

Pferdekoppeln hießen im Mittelalter "Rossaue" - daher drei Pferdeköpfe im Wappen der mittelalterlichen Stadt Orsoy
Pferdekoppeln hießen im Mittelalter "Rossaue" - daher drei Pferdeköpfe im Wappen der mittelalterlichen Stadt Orsoy

Birkenwald und Freizeitskipper
Birkenwald und Freizeitskipper

Kurz vor Orsoy
Kurz vor Orsoy

Wenn wir Orsoy nach gut 2 Stunden erreicht haben, ist die Hälfte der Tour bereits geschafft. Das war sehr kurzweilig und abwechslungsreich bis hierhin.

 

Orsoy bietet sich natürlich für eine kurze Stadt-Erkundung an: 

 

Falls Sie nicht vom Niederrhein sein sollten: Orsoy spricht sich "Orsau". Wenn Sie jetzt noch die beiden Anfangsbuchstaben vertauschen kommen sie auf Rosau= Rossaue. Hiervon leitet sich wiederum  das alte Stadtwappen mit den drei Pferdeköpfen ab, welches der aufmerksame Besucher am Rheintor findet.

 

Heute ist Orsoy ein Stadtteil von Rheinberg blickt aber doch auf eine bewegte Stadtgeschichte zurück. Die Spanier bauten die kleine Zollfeste zu einem Festungsbollwerk aus. Das war im 16. Jahrhundert. 

 

Bereits im 13. Jahrhundert war die kleine Stadt am Rhein, eine wichtige Zollstation der Grafen von Kleve und bezog einen großen Teil ihrer Einnahmen von den Schiffern und Händlern, die hier anlegten. Somit ist die Geschichte der Stadt, die mit knapp 4.200 Einwohnern heute nicht mehr als im Mittelalter  zählt, sehr eng mit dem Rhein verbunden. Davon zeugt auch heute noch die alte Fähranlegestelle, die immer noch in Betrieb, beide Rheinufer verbindet.

 

Wer den Namen Orsoy im 19. Jahrhundert hörte, verband damit unweigerlich den intensiv aromatischen Duft frischer Zigarren.  Orsoy lebte fast 100 Jahre von der Zigarrenproduktion. Aus Havanna , Java oder Sumatra kam via der Holländischen Küste über den Seeweg nur die beste  Ware per Schiff nach Orsoy. Die Zigarrenfabriken Ketels und Hagemann zählten in der Blütezeit der Zigarrenproduktion zu den größten und erfolgreichsten Unternehmen. Über 75% der Erwerbstätigen Bevölkerung dieser Kleinstadt war in der Zigarrenproduktion beschäftigt- In dieser Zeit verließen rund 500.000 Zigarren pro Woche die Fabriken. Nach dem Krieg kam es zum Untergang dieses Erwerbszweiges durch Kriegszerstörungen und den aufkommenden Welthandel konnte man hier nicht länger wirtschaftlich erfolgreich produzieren.

 

Wir schlendern einige Schritte zum Café Hagemann. Hier gibt es leckeren Kaffee, Kuchen und Eis, drinnen und draußen. Wohlverdient!

Evangelische Kirche in Orsoy
Evangelische Kirche in Orsoy

Wer es lieber herzhaft mag,  findet im Postgrill direkt gegenüber einen ehrlichen und guten  Imbiss mit einem guten Cross-Over Mix. Hier können die Kinder einen Snack bestellen, und die Eltern zwischen Gyros-Teller und Pommes mit Currywurst o.ä- ihren Hunger stillen. Meine low-budget Empfehlung für heute.

 

Wer die Wanderung ab  Orsoy abkürzen möchte steigt am Rathaus in die Buslinie 913 und fährt zurück nach Baerl bis zur Haltestelle Liesen. 

 

Wir steigen jedoch beim Rheintor wieder auf den Rheindamm und nehmen den Damm nach rechts, über den gleichen Weg den wir hergekommen sind. Nach dem Überqueren der Straße folgen wir nun aber nicht mehr dem Kennzeichen DU im Kreis sondern dem weißen Winkel auf  (meist) schwarzem Grund der uns die nächsten ca. 8 Kilometer zuverlässig zum Ausgangspunkt zurückführen wird.

 

Der Weg führt uns ab hier durch die Wiesen und Binsheimer Felder mit Blick auf Duisburg. Nach einer guten Stunde erreichen wir die historische Deichanlage am Rhein und folgen danach dem alten Leinpfad direkt am Rhein bis zum Restaurant Rheinblick (knapp 2 Stunden). Ab dort nehmen wir die Zufahrtstraße, die uns zum Ausgangspunkt unserer Wanderung (10 min.) zurückführt, nicht ohne auf der schönen Terrasse des Rheinblick den Sonnenuntergang bei einem Belohnungs-Bierchen genossen zu haben.

 

Ein gelungener Tag geht nun zu Ende und ich glaube wir haben einen perfekten Urlaubstag vom Alltag erleben können.

 

An diejenigen, die die kurze Variante bevorzugen ergeht folgender Tipp: Die Stadt Orsoy läßt sich auf den alten Festungswall- Anlagen der Spanier aus dem 16. Jahrhundert über Promenaden und Alleen wunderbar umrunden, Ein schönes Erlebnis! Der Wanderweg ist über eine große Hinweistafel der Stadt Rheinberg am Rheintor ausführlich bebildert und gekennzeichnet.

 

Die Duisburg-Wanderer folgen der DU im Kreis-Beschilderung mit der Fähre in den Ortsteil Walsum und müssen dazu  den Rhein  queren. Uns führt das jedoch als Fußgänger zu weit vom Ausgangspunkt fort. Deswegen gilt: Fortsetzung folgt später im Blog!

FAZIT:

Bei schönem Wetter, wie ich es erleben durfte, wird uns auch im Herbst ein wunderschöner Tag  gelingen. Die abwechslungsreiche Strecke bietet vielfach landschaftliche Veränderungen, was die gesamte Wanderung kurzweilig macht. Einkehrmöglichkeiten gibt es zur Genüge, einige davon sind dergestalt, dass man gar nicht wieder aufbrechen möchte. Da kann ich nur empfehlen, es mal selbst auszuprobieren. Ich hoffe meine Tour hat Euch gefallen? Bis bald, dann schon mit meiner 27.  Tour!

 

hier noch einige Eindrücke von meiner Tour:


Kommentar schreiben

Kommentare: 0