2017: Zehnjähriges Jubiläum: Das Geleucht von Otto Piene
Teil 3 unserer Wanderungen im Duisburger Westen zieht uns heute auf eine kleine und doch erlebnisreiche Waldsee-Runde, die durch den Aufstieg zur ältesten Halde am linken Niederrhein und dem Besuch des größten Montan-Kunstwerkes der Welt gekrönt wird.
Anfahrt
Die Anfahrt von der Kölner Domplatte zur Zieladresse beträgt 79 Kilometer und dauert ca. eine Stunde.
Hier die Zieladresse zur Navigation:
Kostenloser Waldparkplatz an der
Orsoyer Allee 45
Duisburg
Adresse Antiquitäten Stermann:
Grafschafter Straße 154
47199 Duisburg
Wer nach dieser kurzen Wandertour die Zeit sinnvoll nutzen möchte um am Abend das Geleucht noch angestrahlt zu erleben ist mit einem Ausflug in die Moerser Altstadt gut beraten. Diverse Parkhäuser und Parkplätze sind (kostenpflichtig) vorhanden.
Die Zuwegung zur Halde sind ab Gutenbergstraße bedingt barrierefrei. Eine besondere Herausforderung sind nun mal Steigungen und Unebenheiten. Wer das Geleucht dennoch besuchen möchte, kann eine Ausnahmeerlaubnis und den Schlüssel zum Befahren des Fußweges mit dem Auto erhalten.
Informationen hierzu unter Telefon: 02841/201-227
Diese Wandertrilogie im Duisburger Westen entstand im Auftrag der NRZ-WAZ Tageszeitung der Funke-Medien-Gruppe und wurde in drei aufeinander folgenden Artikeln dort veröffentlicht!
Highlights
Hier sind sie wieder: die Highlights, die unsere Tour zu einem gelungenen Urlaubstag vom Alltag werden lassen:
- Unumstrittenes Tages-Highlight: Das Geleucht am Tag mit fantastischer Fernsicht und Abends nach Einbruch der Dunkelheit stimmungsvoll angestrahlt.
- Antiquitäten Stermann, eine Zeitreise durch die Geschichte auf einem wirklich bemerkenswertem Hof. Sehr zu empfehlen.
- Restaurant Casa Castillo: Restaurant und Tapas, mediterrane Speisen und im Sommer Spanferkel-Essen ein Spezialtipp von meiner Mitwanderin Ilka - Danke schön dafür!
- Moerser Innenstadt (ca. 4 Kilometer ab Parkplatz): gemütliche Altstadt mit Wallanlagen aus dem Mittelalter und schönen Spazierwegen im Park aus dem 19. Jahrhundert mit altem Baumbestand.
- Diese Tour ist perfekt kombinierbar mit meiner Blogtour NR. 26
Eine Literaturempfehlung von mir:
Gipfelstürmen in der Metropole Ruhr. Haldenerlebnisse bei Tag und Nacht.
Eine kostenlose 76-Seitige Broschüre zum bestellen oder Gratis-download, hier.
Weblinks
Einige Weblinks habe ich für Euch recherchiert, von denen ich meine, dass Sie Euch die Tagesplanung erleichtern werden. Selbstverständlich sind hier aufgrund der räumlichen Nähe zu Tour 26 die weblinks dort ebenso gültig:
- Das größte Montankunstwerk der Welt verfügt natürlich über eine eigene Homepage
- Die erste Adresse für Antiquitäten in Duisburg, bereits seit 1990: Homepage: www.antik-stermann.de
- Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln planbar unter der vrr-Homepage (bedeutet Verkehrsverbund Rhein-Rhur)
- Restaurant Casa Castillo: Speisekarte, Öffnungszeiten und alles andere findet Ihr hier
- Lust auf Kneipe, Kultur, Comedy, Konzerte oder Disco? Alles unter einem Dach möglich im Kultgasthof "Schwarzer Adler" in Rheinberg-Vierbaum. Reinschauen lohnt sich. Die Preise sind auf dem Teppich geblieben.
- Ein ergänzender Wohnmobilstellplatz für 11 Mobile findet sich in der Moerser Innenstadt. Zwei weitere Übernachtungsmöglichkeiten mit dem Wohnmobil findet Ihr bei Tour 26 in unmittelbarer Nähe
Charakteristik der Tour:
Bei der heutigen Kurzwanderung handelt es sich um eine aussichtsreiche und kulturell sehr erlebenswerte Rundtour von 4,9 Kilometern Länge. In gut 1:30 Stunde ist diese zu schaffen. Dabei ist aufgrund des pfadigen Wegeverlaufes und wegen der anschließenden Besteigung der ältesten renaturierten Halde des Ruhrgebietes festes Schuhwerk sehr zu empfehlen. Besonders jetzt im Herbst können die Wege durch Laub und Nässe rutschig, sogar etwas matschig sein.
Es bleibt also Zeit genug den Tag mit einem ausgiebigen Frühstücksbrunch zu beginnen -meine Empfehlung hierfür ist das Haus Rheinblick in Duisburg Baerl- um dann nach diesem Verdauungsspaziergang- der Altstadt von Moers noch einen Besuch abzustatten. Wer schon einmal reinschauen möchte: die Stadt Moers bietet auf ihrer Homepage viele Informationen für Besucher. Vor Ort findet ihr überall sehr informative Hinweistafeln zur Stadtgeschichte.
Verlauf der Wanderung:
Die Wanderung startet am kostenlosen Wanderparkplatz an der Orsoyer Allee, wo wir auch ein Wohnmobil abstellen dürfen. Wir folgen der Orsoyer Allee in nordöstlicher Richtung mit der Wanderwege-Kennzeichnung A 9 überqueren wir nach rechts die Bahnlinie und gelangen so nach wenigen hundert Metern an den Waldsee.
Der See erstrahlt in Blau und gibt den Blick auf die umliegenden Ufer und die Halde Rheinpreußen frei, die jetzt in herbstlichen Farben besonders bunt erscheint. Wolken jagen über den Himmel, ich habe heute Glück mit dem Wetter, während in Norddeutschland soeben der Fernverkehr der Deutschen Bahn eingestellt wurde wegen starker Herbststürme - Glück muss man haben.
Der See gibt uns den Weg vor. Wir umrunden auf schmalen Pfaden den See im Uhrzeigersinn und bleiben immer wieder stehen um die Natur zu genießen. Wäre da nicht die Akustik der nahen A 42, wir würden nicht glauben, mitten im Ruhrgebiet zu sein.
Noch vor der Halbinsel am südlichen Ufer entfernen wir uns vom Waldsee und beginnen den Anstieg auf die Halde Rheinpreußen. Dabei steigen wir zunächst über den Osthang durch den Wald hinauf auf (ACHTUNG: keine Wegekennzeichnung!), jedoch mit guter Orientierung problemlos zu schaffen, denn es geht auf Wanderwegen ab hier nur noch in Kehren bergauf. Kleine Hilfe: während der See hinter unserer rechten Schulter aus unserem Blickfeld verschwindet sehen wir vor uns eine Wegkreuzung an der wir uns erst links und sofort die erste Möglichkeit rechts halten, Ab hier beginnt der Aufstieg.
Nach 98 Höhenmetern sind wir oben angekommen. Fantastische Weitblicke auf Duisburg, den Rhein, den Baerler Busch und den umrundeten Waldsee eröffnen sich dem Betrachter. Es ist ganz schön windig hier oben, da macht sich die warme Kleidung bezahlt.
Und natürlich stehen wir jetzt am Geleucht und betrachten die überdiemensionale Bergmannslampe in ihrem frisch sanierten leuchtenden Rot.
Vor genau 10 Jahren, am 17.09.2007 war es, als die fertige Landmarke in Gegenwart des Künstlers Otto Piene feierlich eingeweiht wurde.
Wir stehen heute vor dem größten Montankunstwerk der Welt.
"Was ist eigentlich eine Halde?"
So werden manche Kinder fragen und die Antwort ist recht einfach: Damit die Menschen Rohstoffe wie Eisenerze und Steinkohle abbauen konnten, begann man vor mehreren Hundert Jahren diese in Bergwerken abzubauen. 1851 wurden erste Erkundungen nach diesen Rohstoffen vorgenommen und man wurde auf dem Zechengelände der Zeche Rheinpreußen fündig. So grub man sich entlang der Rohstoffvorkommen immer weiter und tiefer durch die Erde. Diese Arbeiten waren sehr gefährlich und es brauchte mutige Männer, die sich bereit erklärten mit dieser Arbeit ihren Tagelohn zu verdienen. Sie brachten immer mehr Abraum (Erde und Gestein) an das Tageslicht und schichteten so von 1851 bis zur Stilllegung der Halde 1990 unfassbare 21,1 Millionen Kubikmeter auf. Heute stehen wir also auf einem Berg von 103 Metern Höhe, der durch Menschenhand entstand.
Kurzportrait: der Künstler Otto Piene und die Bedeutung des Geleuchts
Otto Piene wurde 1928 in Laasphe/Westfalen geboren und verstarb am 17. Juli 2014 in Berlin. Er war ein bedeutender Künstler der deutschen Nachkriegsgeschichte und Mitbegründer der Künstlergruppe ZERO, zu der so namhafte Künstler wie Heinz Mack und Guenter Uecker gehörten. Er gilt als Wegbereiter der Licht-, Luft und Feuerkunst und wurde im Verlaufe seines langen künstlerischen Schaffens mit vielen Ausstellungen und Auszeichnungen bedacht, welche ihm hohe internationale Anerkennung einbrachten.
Das Geleucht stilisiert eine überdimensionale 30 Meter hohe, begehbare Bergmannslampe und verweist in ihrer Symbolik zum einen auf den gefahrvollen Broterwerb des Bergmannes unter Tage, der Grubenarbeit, und zum anderen auf die Kohle als Quelle von Wärme und Energie durch Feuer.
Da in unserer Region der Bergbau nach Schließung der meisten Zechen in den 1980-1990er Jahren zum erliegen kam, wollte Piene den Bergleuten der vielen ehemaligen Zechen der Region ein liebevolles Denkmal setzen. Dazu bot sich die renaturierte Halde Rheinpreußen an, da der Kommunalverband Ruhr Ende der 90er Jahre beschloss im Rahmen des Strukturwandels unserer Heimat die stillgelegten Halden einer neuen Nutzung zuzuführen und sie somit der Öffentlichkeit nutzbar zu machen. Hieraus entstanden mit den Jahren prägende Landschaftsmarken im Ruhrgebiet, die durch die Route der Industriekultur miteinander verbunden wurden. Die Halde Rheinpreußen zählt unter den vielen entstandenen Halden mit dem Geleucht zweifelsohne zu den besuchenswertesten in NRW.
Ein besonderes Erlebnis bei Einbruch der Dunkelheit
Weiterer Verlauf: Vom der Halde erblicken wir den Waldsee, welchen wir fast umrundet haben. An dieser Seite nehmen wir den Serpentinenweg die Halde hinunter und gelangen mit diesem zu einem Parkplatz. Der Zufahrtsstraße folgen wir hundert Meter nach links und kommen mit einem Trampelpfad rechts ab wieder durch den Wald direkt bis an den See heran. Diesem folgen wir bis zu der Stelle, wo wir den See erstmals erreichten und folgen nun dem uns bekannten Hinweg zu unserem Parkplatz zurück.
Der besondere Tipp zum Schluss und ganz aktuell: Eine Nachtwanderung bei Vollmond hinauf zum Geleucht! Das frisch sanierte Geleucht können Teilnehmer bei einer Führung erleben. Diese beginnt i.d.R. um 18:30 Uhr am Clubhaus der "Freien Schwimmer", Römerstraße 790. Gästeführer Karl Brand erläutert die Hintergründe des Kunstwerkes. Für die rund zweistündige Tour benötigt man festes Schuhwerk und eine Lampe. Anmeldung: Stadtinfo Moers Marketing unter 02841/88 22 60. Hier der aktuelle Weblink dazu.
Ein ausdrücklicher und herzlicher Dank geht an Ilka, einer Wanderin, die ich auf der Tour zufällig traf und mit ihr ins Gespräch kam. Von ihr stammen zwei Tipps hier in der Bloggeschichte: das Restaurant Casa Castillo und die Infos zur Nachtführung. Danke Dir Ilka!
MOERS -Geschichtsträchtige Altstadt am schönen Niederrhein
Nach der (Tages-)Wanderung hatte ich noch etwas Zeit. Meine Planung sah folgendes vor: Ich wollte das Haldenerlebnis nach Einbruch der Dunkelheit illuminiert erleben. Ein Blick auf die google-Auskunft verriet mir, dass der Sonnenuntergang heute, am ersten Tag der Winterzeit, um 17:12 Uhr stattfinden sollte.
So hatte ich noch gut drei Stunden Zeit in das nur 4 Kilometer entfernte Moers zu fahren. Nach 10 Minuten parkte ich meinen PKW in der gepflegten Altstadt und unternahm einen wunderschönen Spaziergang durch den Moerser Stadtpark aus dem 19. Jahrhundert. Über die mittelalterlichen Wallanlagen und Gräben ging es durch den herbstlich bunten Park zum Moerser Schloss und von dort durch die Fußgängerzonen in die Altstadt.
Zahlreiche Restaurants und Cafés lockten mit ihren Angeboten und so konnte ich mich hervorragend bei einer heißen Tasse Kaffee mit Kuchen im Café Extrablatt aufwärmen. Bei der Rückfahrt zum Geleucht nahm ich die Auffahrt zur Halde ab Gutenbergstraße, die auch gut ausgeschildert bis kurz unterhalb der Haldenspitze führt. Dort konnte ich auf einem weiteren kostenfreien Parkplatz mein Fahrzeug zurücklassen und die letzten 800 Meter zu Fuß gehen. Zum Ende dieses wirklich gelungenen Tages war dies der krönende Abschluß. Mit tollen Bildern von einem herbstlichen Tag kam ich zu Hause an und dachte beim Blick in die abendliche Tagesschau. "Glück muss man haben!"
Da bleibt mir nur der Gedanke Euch ebenso tolles Wetter und Endrücke zu wünschen. Viel Spass mit dieser Tour und bei der nächsten entführe ich euch in die WWW. Nein, nicht was ihr jetzt denkt: world-wide-web, sonder "Wasser-Wander-Welten" an die niederländische Grenze.
Aber das ist eine andere Geschichte. Bis bald und vielen Dank an Alle, die meinen Blog so zahlreich und hilfreich unterstützen. Ihr seid die Besten!
Hier noch einige Eindrücke vom meiner Tour (Bilder wie immer durch klick vergrösserbar):
Duisburger Wandertrilogie -1.teil:
Ruhrpott Charme meets street art und Niederrhein: Es geht von der Rhineside Gallery in Krefeld-Uerdingen nach Duisburg Friemersheim. Vorbei an einem bekannten Filmset, der ältesten Weinbrandbrennerei Deutschlands, Industriekulissen hin zur Dorfidylle Friemersheims mit seiner alten, nun restaurierten Dorfkirche. Picknickplatz-Empfehlung am Rheinstrand inklusive - schau mal rein:
Duisburger Wandertrilogie - 2.Teil
Der zweite Teil der Wandertrilogie führt uns in einer Rundwanderung von Duisburg Baerl nach Orsoy und zurück. Dabei entdecken wir einen Picknick- und Badesee mit finnischen Impressionen im Birkenwald, ein kulinarisches Weinlokal, rheinische Kopfweiden, einen Biergarten mit Sonnenuntergangspanorama am Rhein und erfahren was sich hinter dem Namen Orsoy verbirgt.
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