Landesgartenschau 2020 kommt nach Kamp Lintfort

Ein neuer Wohnmobilstellplatz für Gartenfans

Die Landesgartenschau 2020 findet zum Start der wilden 20-er Jahre unseres Jahrhunderts am Niederrhein in Kamp Lintfort statt. Das Herzstück der LAGA ist zweifelsohne der wunderschöne Terrassengarten des Klosters Kamp, der vermutlich schon Friedrich den Großen im Jahre 1744 zu seinen Gärten von Sanssouci in Potsdam  animiert hatte. Im Truchsessichen Krieg 1586 zerstört und verwüstet, wurde das Kloster mit Stilelementen des Barock wieder aufgebaut.  Der einstmals so prächtige Terrassengarten blieb bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg brachliegend; er wurde in den Jahren 1980-1990 nach alten Plänen erneuert und erlebt nun in diesem Jahr seine ihm gebührende Renaissance. 


Garten des Klosters Kamp
Garten des Klosters Kamp

Anfahrt

Die Anfahrt zum Wohnmobilstellplatz Kamp Lintfort beträgt von der Kölner Domplatte 80 Kilometer und dauert eine Stunde.

 

Hier die Adresse für die Navigation:

  • Gohrstraße 60, 47475 Kamp-Lintfort

Parkmöglichkeiten gibt es auf dem Wanderparkplatz gegenüber der Einfahrt zum Abteiplatz. Zeitlich befristete Parkplätze findet Ihr auf dem Abteiplatz, nichts für Womos über 6 Meter.


Die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt hier nur mit dem Bus bis zum Kloster. Verbindungen und Fahrtzeiten entnehmt Ihr bitte der VRR-Auskunft

Highlights

Hier kommen die Highlights im Überblick, die für einen spannenden Ausflug "Raus aus dem Alltag" sorgen werden:

  • Landesgartenschau 2020 in Kamp Lintfort am Niederrhein
  • Kloster Kamp, erstes Zisterzienserkloster auf deutschem Boden
  • Barocker Terrassengarten 
  • Für wohnmobile Gartenfans: Neuer Wohnmobilstellplatz auf dem Gelände der LAGA
  • Biolandhof Frohnenbruch
  • Bauernhofcafé Baerlagshof
  • Klostermuseum auf dem Abteiplatz
  • Golfplatz Kloster Kamp, für Mitglieder des DGV als Gast bespielbar an bestimmten Tagen, siehe weblink
  • Freizeitpark Pappelsee
  • Moers: Bummeln und Shoppen in der  Altstadt
  • Halde Rheinpreussen: Das Geleucht

Nützliche Weblinks

Hier habe ich einige Weblinks zusammen gestellt, die Euch bei der Planung des Ausflugs nützlich sein können:

  • Weblink zum nagelneuen Wohnmobilstellplatz Kamp Lintfort
  • Das Kloster Kamp verfügt über eine eigene Seite, Infos über Museum, Führungen, Konzerte und Gottesdienste
  • Der Baerlagshof ist ein sehr gemütliches Bauernhofcafé, ein wahres Landvergnügen mit frischen Kuchen
  • Der Biolandhof Frohnenbruch und seine Öffnungszeiten, ein Bio-Hofladen und Erzeuger am linken Niederrhein in einem ehemaligem Rittergut
  • Meine High-End Empfehlung ist das Parkhotel Wellings, eine ruhige und angenehme Anlage inklusive
  • Sehr schön ist auch das Romantik Hotel zur Linde in Moers Repelen, ein Haus mit Stil, gute Küche!


Willkommen in Kamp Lintfort: Kleine Collage zu Beginn
Willkommen in Kamp Lintfort: Kleine Collage zu Beginn

17. April-11. Oktober 2020 in Nordrhein Westfalen

Maria mit den Leichnam ihres gekreuzigten Sohnes Jesus
Maria mit den Leichnam ihres gekreuzigten Sohnes Jesus

Laut Plan geht es am 17. April 2020 los, dann eröffnet die Landesgartenschau für Nordrhein Westfalen in Kamp Lintfort ihre Tore- falls uns die Coronapandemie da mal keinen Strich durch die Rechnung macht. Haltet Euch durch die entsprechenden social-media-Kanäle und Webseiten auf dem Laufenden.

 

Ich bin für Euch Anfang März 2020 voraus gereist und habe festgestellt: bis dahin ist noch mächtig viel zu tun. Davon konnte ich mich bei meinem Besuch persönlich überzeugen. Jedoch, wenn die Natur aus dem Winterschlaf erwacht und der Frühling sich ausbreitet über das Land, wird  eine Gartenlandschaft der Superlative mit vielen unterschiedlichen Themenschwerpunkten und den damit verbundenen Kontrasten entstanden sein und erblühen: Hier wird ein Bogen über mehrere Jahrhunderte geschlagen, und wir können mitten hindurch spazieren.

 

Über den 2,7 Kilometer langen (und barrierefreien) Wandelweg der Geschichte werden der Zechenpark, die Kamper Innenstadt und der barocke Klostergarten miteinander verbunden. Über neu angelegte Rad- und Wanderwege wird das gesamte Gelände erschlossen, wir wandern vorbei an der Großen Gorley, einem Bach der in der Fossa Eugenia mündet. Die Fossa Eugenia war ein ehrgeiziges Projekt der Spanier. Hier sollten die beiden landschaftsprägenden Flüsse Rhein und Maas,  als wichtige Wirtschaftswege durch einen schiffbaren Kanal miteinander verbunden werden. Mit dem Bau des Kanals wurde 1626 während des Spanisch-Niederländischen Krieges begonnen, das Projekt blieb unvollendet, ca 50 Kilometer sind  erstellt und heute Bodendenkmal der Europäischen Geschichte.

 

Wir können die Bergbautradition der alten Zeche hautnah erleben, indem wir dem 70 Meter hohen Förderturm auf das Dach steigen. Von hier oben genießen wir spektakuläre Ausblicke auf die neu angelegten Gärten inmitten der Industriearchitektur. Eine Stärkung gibt es anschließend beispielsweise im Klostercafé.


Das Chorgestühl aus dem 16. Jahrhundert, kunstvoll geschnitzte pausbackige Engelchen
Das Chorgestühl aus dem 16. Jahrhundert, kunstvoll geschnitzte pausbackige Engelchen

Das Sanssouci vom Niederrhein

Maria mit ihrem neugeborenen Sohn Jesus, beide dargestellt als gekrönte Häupter, Beginn einer neuen Ära und der Regentschaft christlichen Glaubens
Maria mit ihrem neugeborenen Sohn Jesus, beide dargestellt als gekrönte Häupter, Beginn einer neuen Ära und der Regentschaft christlichen Glaubens

Schon von weitem erblickt der Besucher die drei zwiebelartigen Turmspitzen des Klosters, das auf einem Hügel in der niederrheinischen Landschaft eingebettet liegt. Für den Niederrhein im Besonderen und für unser Bundesland NRW im Allgemeinen nimmt diese Stätte christlichen Glaubens unter allen übrigen Klöstern eine herausragende Stellung ein, denn es handelt sich um die erste urkundlich erwähnte Abtei des Zisterzienserordens auf deutschem Boden.

 

Weinberge am Niederrhein? Fast nicht zu glauben, was fleißige Mönche seit dem frühen 12. Jahrhundert anlegten und erbaut haben. Im Jahre 1123 wurden vom lothringischen Kloster Morimond unter Führung von Abt Heinrich 12 Mönche ausgesandt und siedelten sich hier auf einer unbewohnten Anhöhe an, die die Bezeichnung Campus trug (campus= Feld). So errichteten sie hier ein Kloster welches zum ersten Kloster im deutschsprachigen Raum wurde. Sie waren von Friedrich I., dem Erzbischof von Köln, zu dessen Bistum dieses Gebiet damals gehörte, an den Niederrhein gerufen worden. Gemäß ihres Leitspruches "ora et labora"-"bete und arbeite" führten sie ein strenges Leben. Ihre Aufgabe war es Klöster in der Abgeschiedenheit zu errichten und unwirtliches Land zu erschließen.

 

Bereits kurz nach Gründung gelangte das Kloster zu hohem Ansehen und wurde zum bedeutendsten kulturellen und geistigen Zentrum am Niederrhein. So verwundert es nicht, dass als Zeugnis jener Zeit bis in unsere Tage belegt ist, was diese 12 Mönche unter Abt Heinrich bewirkten. Gemäß Ihrem Auftrag gelang es Ihnen so viele Mönche für den Orden zu gewinnen, dass fast einhundert neue Klostergründungen von hier ausgingen. Dazu wurden je 12 weitere Mönchen entsannt, jeweils die Besten, um neue, unwirtliche Landschaften zu erschließen und zu bewirtschaften. Die Klostergründungen ziehen sich bis weit in den Ostseeraum beispielsweise bis Kurland und Livland. So ist die Christianisierung des Ostseeraumes ein großer Verdienst dieses Zisterzienserordens.


Kloster Kamp, Terrassengarten März 2020, aufgenommen mit CANON EOS 77 d
Kloster Kamp, Terrassengarten März 2020, aufgenommen mit CANON EOS 77 d

Das frühere Kloster Kamp in seiner prächtigsten Ausdehnung, vor der Zerstörung (Schautafel in der Orangerie des Klostergartens)
Das frühere Kloster Kamp in seiner prächtigsten Ausdehnung, vor der Zerstörung (Schautafel in der Orangerie des Klostergartens)

Ein Wohnmobilstellplatz der neuesten Generation

Infohaus, Toilettenhaus und Dusche sogar barrierefrei am Wohnmobilstellplatz Kamp-Lintfort
Infohaus, Toilettenhaus und Dusche sogar barrierefrei am Wohnmobilstellplatz Kamp-Lintfort

Wer nun gerne die Landesgartenschau und anschließend den linken Niederrhein für sich mit dem Wohnmobil erkunden möchte, findet neben dem Gelände der LAGA, direkt an der Großen Gorley gelegen,  einen neuen modernen Wohnmobilstellplatz vor.

 

Hier hat die Gemeinde Kamp-Lintfort geradezu vorbildlich in die wohnmobile, touristische Infrastruktur investiert und einen Platz für 40 Wohnmobile geschaffen, der auch Platz für große Wohnmobile über 7,5 Tonnen bietet. Großzügige Parzellen in ruhiger und doch zentraler  Lage ermöglichen den Besuch der Landesgartenschau in fußläufiger Distanz. Die Bedienung erfolgt vollautomatisch mit Chiplesekarten. Nachdem der Nutzer die Übernachtungspauschale bezahlt hat öffnet sich die Schranke und er hat die freie Platzwahl. Mit der Chipkarte bekommt er Zugang in das neu errichtete Infohäuschen, wo kostenlose touristische Flyer zur Region und zur Stadt ausliegen. Ebenso nur mit Karte gelangt man in den Sanitärbereich, wo Duschen und WC zur Verfügung steht. Geschäfte sind mit dem Rad oder zu Fuss gut zu erreichen. Direkt neben dem Bach verläuft der Radweg, mit dem sich der Radler den linken Niederrhein erschließen kann. 

 

Die Stadt investierte im Jahr 2019 ca. 480.000 Euro um diesen Stellplatz zu errichten, die Eröffnung und Übergabe an die Camper fand im Sommer 2019 statt. Selbstverständlich gibt es auch moderne Stromsäulen, Einrichtungen zur Ver- und Entsorgung von Frischwasser, Grauwasser und Chemietoiletten. Der Übernachtungspreis beginnt bei 12,00 Euro (Stand 2020- Angabe ohne Gewähr) zuzüglich Strom, Wasser etc.. Hunde sind willkommen.

 

Man hat die Möglichkeit im nahe gelegenen Wellings Hotel ein Frühstück zu buchen, und ein Fahrradverleih steht auch zur Verfügung. Nicht genug damit gibt es für diesen Stellplatz sogar eine eigene Webpage im Internet, diese findet Ihr unter meinen üblichen nützlichen weblinks.

 

Warum schreibe ich so ausführlich darüber? Weil es ein  beispielhaftes Stellplatzprojekt ist, was wir Wohnmobilisten uns so in ähnlicher Form  in vielen touristischen Gemeinden wünschen würden, am Niederrhein, in NRW und in ganz Deutschland.


Jahrtausende alter Totenkult und das Geheimnis der Sloopsteene

Unterwegs auf dem Wandelweg der Geschichte
Unterwegs auf dem Wandelweg der Geschichte

Nordwestlich von Kamp-Lintfort befindet sich der 1.200 ha große alte Staatsforst "Die Leucht", ein ausgedehntes Waldgebiet in dem es sich hervorragend wandern, reiten, joggen und radeln läßt. Hier kann man im harzig duftenden Kieferndickicht die Natur genießen und Geschichte begreifbar erleben, denn im Wald befinden sich mehrere Hügelgräber, die etwa 1000 v. Chr. entstanden. In diesen uralten Gräbern bestatteten unsere Vorfahren  ihre Toten. 

 

Von den ehemals ca. 50 Hügelgräbern, die durch Landwirtschaft und Forstwirtschaft im Laufe der Jahrhunderte eingeebnet wurden sind noch drei schwer zu findende Grabhügel zu erkennen.

Die Steinzeitmenschen legten die Verstorbenen in diese Grabkammern und schichteten große Steine über den Toten zu einem gewaltigen Grab auf, in dem der Verstorbene ruhen, schlafen sollte; daher nennt man solche Gräber auch "Sloopsteene" (Schlafsteine). Ursprünglich  wurden diese Gräber abschließend mit großen Steinplatten abgedeckt, mancherorts sieht man dies noch an den aufliegenden Decksteinen. Ein solches Grab wurde dann rundherum mit Erde bedeckt und zum Abschluss wurde ein Steinkranz zur Befestigung der Erde gelegt um das Abrutschen des Erdreiches zu verhindern. Wer genau hinschaut, wird noch drei dieser Grabhügel im Wald finden; mehr Informationen dazu unter diesem wikipedialink.

 

Mit diesen Hintergrundinformationen kann man den sonntäglichen Waldspaziergang für die Kinder in eine spannende Abenteuerwanderung verwandeln. Zur Einkehr empfiehlt sich der Baerlagshof mit seinem rustikal gemütlichem Bauernhofcafé, wo wir uns mit Kaffee und Kuchen verwöhnen lassen können. Ich verlinke hier einmal zu einer von verschiedenen möglichen Wanderungen durch die Leucht zu outdooraktive.

 

Bevor Ihr nun nach einer kurzweiligen und abwechslungsreichen Reise nach Kamp-Lintfort die Heimreise antretet, möchte ich Euch noch den Besuch des Biolandhofs Frohnenbruch ans Herz legen. Auf einem früheren Rittergut inmitten der malerischen Landschaft des Niederrheins gelegen befindet sich dieser Hof in dessen Hofladen wir erstklassige Produkte vom Erzeuger erwerben können. Als Landvergnügen Botschafter bin ich so begeistert, dass ich Euch den Imagefilm des Hofs hier nur empfehlen kann. Lohnenswert!


Fazit zu dieser Tour:

Wann auch immer die Coronapandemie uns aus ihren Fängen zurück in die Normalität entlassen wird weiß ich ebenso wenig  wie die Virologen unseres Landes. Sicher ist, die Landesgartenschau kommt, ob nun am 17. April oder zu einem späteren Zeitpunkt. Aus diesem Grunde empfehle ich Euch ausdrücklich die Lektüre meiner inzwischen 72 Kurzreisen durch unser Bundesland NRW, denn ich will Euch Mut machen. Mut machen, daran zu glauben, dass auch wieder bessere Zeiten kommen werden. Zeiten in denen wir auch ein stärkeres Bindungsgefühl zu unseren Mitmenschen entwickeln sollten, unsere inländische Wirtschaft zu unterstützen und Produkte der Region zu erwerben. Wir wissen heute nicht, wie sich die Pandemie im Ausland zukünftig entwickelt, umso mehr ist ein Fokus auf inländische Kurzreisen durch NRW  eine nicht minder attraktive Alternative. Dafür stehe ich mit meinem Reiseblog-NRW! Und mal ganz ehrlich, die schönste Freude ist doch die Vorfreude, oder?

So möchte ich mit meiner Zuversicht Euch ermuntern, heute schon die nächsten Ausflüge zu planen, in den Geschichten zu schmökern und sich Anregungen zu holen für bessere Zeiten, die ganz sicher kommen werden. Bis bald, bleibt gesund, Euer Matthias


Extratipp: von Kamp-Lintfort zum größten Montankunstwerk der Welt:

Das Geleucht von Otto Piene auf der Halde Rheinpreussen
Das Geleucht von Otto Piene auf der Halde Rheinpreussen

Hier noch einige Eindrücke aus Kamp-Lintfort:


Bronzeskulptur im Klostergarten
Bronzeskulptur im Klostergarten

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Harry Migdalek (Mittwoch, 25 März 2020 22:26)

    Sehr informativ gut geschrieben, Danke.

  • #2

    ontour@reiseblog-nrw.de (Donnerstag, 26 März 2020 08:36)

    Lieber Harry Migdalek,

    vielen Dank für Deine Nachricht und Dein dickes Lob! Das hat mich sehr gefreut. Ich wünsche Dir viel Vergnügen auf der Landesgartenschau und hoffe Du hast ebenfalls schöne Erlebnisse mit den übrigen Touren und Geschichten hier im Blog.

    Viele Grüße, Matthias vom Reiseblog-NRW.de