Rundwanderung um Bergneustadt
Diese Wanderung lockte mich in das Herz des Bergischen Landes in die schöne alte Fachwerkstadt Bergneustadt. Nicht ohne Grund, wählte ich genau diese Region, denn hier lassen sich die verschiedenen Wanderwege zu einer abwechslungsreichen Rundwanderung kombinieren. Wir erleben heute also den Bergischen Streifzug "Feuer und Flamme" in Kombination mit dem "Bergischen Panoramasteig" und entdecken beinahe kanadische Landschaftsimpressionen auf dem "Energiepfad" entlang der Aggertalsperre.
Anfahrt
Die Anfahrt von der Kölner Domplatte zur Altstadt von Bergneustadt, dem Ziel und Endpunkt unserer Wanderung beträgt 62 Kilometer und dauert ca. 43 Minuten. Die Adresse für die Navigation lautet:
- Wallstraße 1, 51702 Bergneustadt
- Adresse der Rengser Mühle: Niederrengse 4, 51702 Bergneustadt-Niederrengse
Extratipp:
Das Bio-Gut Rosenthal mit Familientradition seit 1762 verfügt über eine Bioladen in dem wir uns mit regionalen Bio-Produkten aus eigener Herstellung direkt vom Erzeuger eindecken können. Genuss garantiert!
Highlights
Hier kommen die Highlights des heutigen Tages im Kurzüberblick, die für ein unvergessliches Erlebnis sorgen werden:
- Bergischer Streifzug "Feuer und Flamme"
- Bergischer Streifzug "Energiepfad"
- Wegabschnitte des Bergischen Panoramasteiges
- Heimatmuseum Bergneustadt
- Bunte Kirche in Lieberhausen, einmaliges Kulturdenkmal des frühen Mittelalters mit uralten Malereien im Innenraum
- Die Aggertalsperre, erwanderbares Trinkwasserreservoir mit fast kanadischen Landschaften.
- Paddeln auf der Talsperre? Hier gibt es einen fantastischen Artikel dazu in Simones outzeit-blog.
Nützliche Weblinks
Hier kommen die üblichen weblinks, die im Zusammenhang mit dieser Tour Euch eine Planungshilfe sein werden:
- Kostenlos Übernachten auf dem Wohnmobilstellplatz Reichshof-Eckenhagen, knapp 5 Kilometer von Bergneustadt
- Freizeitcamp Aggertalsperre, Camping direkt am Wasser
- Ein schönes Landhotel mit guter Küche und gemütlichem Biergarten-Restaurant, die Rengser Mühle
- Das Thai-Restaurant mit Seeblick und Bambusdekor, sehr empfehlenswert, Sinthorn.de
Typisch Bergisch: Altstadt Bergneustadt
Bergneustadt ist die älteste Stadt des oberbergischen Kreises und wurde von Graf Eberhard II. von der Mark (1255-1308) als Stadtburg mit doppelter Ringmauer errichtet. Durch Feuersbrünste wurde die Stadt im Mittelalter mehrmals verwüstet, heute bilden die Fachwerkhäuser des 18. und 19. Jahrhunderts mit Kopfsteinpflastergassen ein geschlossenes harmonisches Ortsbild, mittendrin die sehenswerte evangelische Kirche von 1698 mit ihrem markanten Zwiebelturm. In der Wallstraße 1, in einem Fachwerkgebäude von 1850, welches auf Turmresten der alten Stadtmauer errichtet wurde, befindet sich das interessante Heimatmuseum, wo wir unsere heutige Tour beginnen.
Das Heimatmuseum ist gleichzeitig Standesamt und Touristeninformation, wo wir uns mit kostenlosen Flyern und weiterer Literatur zu den Wandermöglichkeiten versorgen können - so kann es ohne große Vorplanung direkt losgehen. "Für den kleinen Urlaub zwischendurch", so der Werbeslogan des Bergischen Landes wurden 24 Rundwanderungen als Bergische Streifzüge konzipiert, von denen zwei in Bergneustadt starten. Da ich mich nicht so recht entscheiden mochte, welche Wanderung ich nun zuerst erlaufen sollte, bekam ich einen Tipp vom ehrenamtlichem Mitarbeiter des Museums: " Kombinieren Sie einfach beide miteinander, denn diese Wanderung ist für Sie mit ca. 15 Kilometern gut zu schaffen!" "Dann machen Sie eine schöne Pause in Lieberhausen, dort gibt es eine Spezialität: den Eierkuchen, und eine der schönsten Kirchen von ganz Nordrhein Westfalen". Mit diesen Worten gab er mir die Flyer aller Streifzüge als Geschenk in die Hand und erklärte mir wie ich denn am besten zu wandern hätte.
Mit dem Heimatmuseum im Rücken, wende ich mich nun also den Tipp folgend, links die Straße hinauf und folge den durchgängigen Wegmarkierungen des Feuer und Flamme Wegs (weiße 11 auf rotem Grund), der uns mit seinen Informationstafeln die Geschichte der Feuerwehren im Bergischen Land erzählt.
So wandere ich die Ortschaft hinter mir lassend vorbei an schönen Häusern und Gärten auf den Berghang zu. Insbesondere die Flyer werden mir bei der späteren Orientierung eine nützliche Hilfe sein, eine Aufzeichnung des Weges oder ein GPS-Gerät ist wegen der guten Ausschilderung nicht erforderlich.
Nach gut zwei Kilometern bergauf, ist mein Kreislauf auf Betriebstemperatur und ich empfinde die 11 Grad Lufttemperatur schon als angenehm. So erreichen wir den Aussichtspunkt auf dem Knollen, Picknickbänke und Tische davor laden zur Rast, die Hinweistafel 'F' gibt Auskunft über Standort und weitere Wegführung und wir erklimmen die Stufen des Turms - was für eine grandiose Aussicht!
Hinter uns liegt die komplette Stadt im Überblick und in drei weitere Himmelsrichtungen Wald, Berge und Natur pur. Gegen den kalten Wind muss ich mir meine Jacke wieder anziehen und erstmal etwas trinken. Dann werden natürlich Fotos gemacht und ich bemerke zum ersten Mal die immensen Waldschäden in den Fichtenschonungen, die die Trockenheit und die Schädlinge im Sommer 2019 verursacht haben. Da wird überall schon fleißig gerodet.
Bonte Kerken-die Schönste steht in Lieberhausen!
Nach der ersten Pause am Aussichtsturm, geht es weiter über den Kammweg des Knollen, so der Name des Berges. Wunderbare Fernsichten zu beiden Seiten des Weges belohnen uns für die Mühen des Aufstiegs, Der Wind pustet uns durch und ansonsten herrscht hier absolute Ruhe und es ist aufgrund der Covid-19 Pandemie auch nichts los. An einem Wochentag würde man gewiss die Sägen der Waldarbeiter hören, denn wir kommen an riesigen Holzstapeln vorbei und bemerken im Waldboden tiefe Spuren von Baggern und schwerem Gerät. Durch eine Fichtenschonung hindurch gelangen wir mit der letzten Hinweistafel 'E' zu einem Gedenkstein für die Feuerwehren, die natürlich nicht nur die Städte vor Brand schützen sondern insbesondere auch unsere Wälder. Der Weg führt uns ein wenig bergab, wir verlassen den Kamm, und kurz nach einem Hochsitz für Jäger auf unserer linken Seite gelangen wir an eine T-Kreuzung im Wald. Der Feuer und Flamme-Weg weist uns hier nach rechts, wir gehen jedoch nach links nun ohne Wegmarkierung.
Wir bleiben diesem Weg treu und ignorieren mehrere Abzweigungen , die nach links führen, auf der Karte des Flyers ist dies gut zu erkennen.
Nach einigen Minuten kommen wir an einem Baum vorbei, an dem ein geschnitztes Wurzelmännchen uns auf die Kennzeichnung "Talsperrenweg" aufmerksam macht. Weiter stetig leicht bergab stoßen wir auf die Liebhauser Straße zwischen Pustenbach und Niederrengse und halten uns hier links. Wir bemerken die Beschilderung des Bergischen Panoramasteigs, der ebenfalls hier vorbei führt und uns nun zuverlässig zur Kirche nach Lieberhausen geleitet - unser Pausen- und Einkehrziel zur Halbzeit der Wanderung!
In Niederrengse vereinen sich die Wegkennzeichen vom Bergischen Panoramasteig und dem Bergischen Streifzug "Energieweg", (weiße 10 auf rotem Grund). Kurz bevor wir die Ortsmitte von Lieberhausen erreichen, führt der Bergische Panoramasteig direkt zur Kirche, der Energieweg führt in einer Extraschleife nach rechts zum Holzhackschnitzelheizwerk. Welchen Weg Ihr wählt hängt nun von der verbleibenden Zeit und euren Interessen ab, ich habe den direkten Weg gewählt.
Der Wegverlauf nach Lieberhausen führt uns am Biohof Rosenthal vorbei. Hier können wir uns im Bioladen mit Produkten vom Erzeuger versorgen.
An Lieberhausen sollte man keinesfalls einfach vorbei marschieren, denn es gibt gute Gründe für eine ausgiebige Pause.
Die Kirche in Lieberhausen gehört zum oberbergischen Typ spätromanischer Kleinbasiliken des 12. Jahrhunderts und gilt als Prototyp der sogenannten bunten Kirchen (eine weitere befindet sich in Wiedenest bei Bergneustadt und eine dritte in Marienberghausen bei Nümbrecht). Diese "bonten Kerken" im Rheinland sind jedem kulturell interessierten Wanderer und Touristen ein Begriff, denn sie vermitteln uns eine Bildsprache aus dem Mittelalter und der Reformationszeit, die uns wie durch ein Wunder bis in die heutigen Tage erhalten geblieben ist.
Die Kirche wurde in der Spätgotik mit Gewölbe- und Wandmalereien ausgemalt, später wurden diese Kunstwerke übertüncht, und bei Renovierungsarbeiten im Jahre 1911 wiederentdeckt. Heute staunen wir über die Bildsprache, aus einer Zeit in der die meisten Menschen weder schreiben noch lesen konnten. Im Chor finden wir die Apostelreihen. Auffällig hier ist die Darstellung des Apostels Matthias, der durch Loswahl nach dem Selbstmord des Apostels Judas Iskariots in den Kreis der 12 Apostel nachnominiert wurde. Dies ist deswegen erwähnenswert, weil dessen Grab das einzige Apostelgrab in Deutschland ist (wer mehr dazu erfahren möchte findet hier die Geschichte dazu im Blog).
Bemerkenswert ist auch die Kreuzigungsszene, in der Engel und Teufel um die Seelen der zwei ebenfalls am Karfreitag hingerichteten "Räuber" ringen. Die Attribute des Teufels sind durch Klumpfuß und weibliche Brüste, eine Symbolik für den Sündenfall dargestellt. Die Vertreibung aus dem Paradies mit dem nackten Adam und Eva verzichtet auf eine derart deutliche Darstellung. Sehr lebendig ist die Malerei des Weltgerichts in der Vierungskuppel und im Seitenschiff die Darstellung des heiligen St. Georg, in dem Moment wo er den Drachen tötet.
Die Geschichte des Leidenswegs am Tag der Kreuzigung zieht sich wie ein mittelalterlicher "Comic" um die Wände und erzählt von den Leiden Jesus und der Auferstehung zu Ostern - dem Triumph des christlichen Glaubens über den menschlichen Tod hinweg.
Wir treten blinzelnd hinaus aus dem stillen Innenraum dieser beeindruckenden Kirche in das Sonnenlicht und beschließen uns die typischen bergischen Spezialitäten im gegenüberliegenden Hotel-Restaurant Reinold schmecken zu lassen. Es gibt wahlweise bergische Waffeln mit Vanilleeis und heißen Kirschen, oder Eierkuchen, eine Spezialität des Hauses, den man mit zwei Personen aufkriegen kann, für einen alleine ist es meiner Meinung zu reichlich - lasst Euch überraschen, wenn er an Euren Tischen aufgedeckt und frisch aus dem Ofen serviert wird.
Auf dem Wanderweg hatte ich ein sehr nettes wanderbegeistertes Ehepaar aus Reichshof kennengelernt, wir gingen ein Stück des Wegs gemeinsam und so wurde es eine sehr angeregte Unterhaltung. Die Pause fiel etwas länger aus als geplant und so machten wir uns frisch gestärkt mit der Wegekennzeichnung des Energieweges (weiße 10 auf rotem Grund) nun wieder auf den Weg. Dieser führt aus der Ortschaft hinaus in ein Tal. Vorbei an den Informationstafeln 'E' und 'D' (siehe Flyer) geht es nun auf die Aggertalsperre zu, wo wir wenig später die Mauer der Vorsperre überqueren um dann entlang des still vor uns liegenden Stausees über den Uferweg bis zur Hauptstaumauer entlang wandern.
Nun gibt es noch verschiedenen Alternativen:
- Wir überqueren die Staumauer zu Fuss, um in dem Thai-Restaurant mit Seeblick die Wanderung ausklingen zu lassen.
- Oder wir nehmen bei dem Trafohäuschen links vor der Staumauer den steilen Fußweg hinauf in den Ortsteil Hackenberg, wo wir nach Erreichen der Bebauung mit der Talsperrenstraße unseren Ausgangspunkt nach knapp 2 Kilometern erreichen und eine Einkehr in einem der Restaurants in der Altstadt einplanen.
- Solltet Ihr eine Übernachtung einplanen und Eure Kondition es zulassen, gibt es des Abends noch die Möglichkeit an einer Nachtwächterführung durch die Altstadt teilzunehmen (für Erwachsene Dauer 2 Stunden, Preis 5,00 Euro pro Person), Angebot für Kinder von 6-12 Jahren: Dauer 45 Minuten, Preis: 2,50 Euro je Kind, 5,00 Euro je Erwachsener. Weitere Informationen dazu bekommt ihr im Heimatmuseum, dem Startpunkt unserer heutigen Wanderung.
Fazit:
'Raus aus dem Alltag' ist die Devise meines digitalen Reiseführers für Nordrhein Westfalen. Reicher an Wissen und Erlebnissen nach Hause kommen, etwas zu erzählen haben, die Natur und die Landschaft genießen, lecker essen und gut schlafen sind weitere Zutaten zu den von mir empfohlenen Kurzreisen. Und wen die Neugier gepackt hat, der kann so manche Tour mit der anderen einfach kombinieren und einen ausgewachsenen Urlaub hier verbringen mit einer schier unübersichtlichen Vielzahl von Möglichkeiten bei nun 73 Touren insgesamt. Klingt gut, hält es auch was es verspricht? Ich sage selbstbewußt ja und wünsche Euch bei dieser Tour nun erholsame Wanderungen auf dem Energieweg, dem Feuer und Flamme Weg, dem Bergischen Panoramasteig und Tauch - und Paddelerlebnisse an der Aggertalsperre.
Den Kindern wird die Führung mit einem "echten" Nachtwächter in Erinnerung bleiben und die bergischen Genüsse mit den bergischen Spezialitäten kommen gewiss auch nicht zu kurz. Wem das noch nicht reicht, probiert ein echt kultiges Thai-Restaurant aus, besucht ein spannendes Heimatmuseum, erkundet die Geschichte der Feuerwehren und lernt mit der Maus (genau der vom WDR!) etwas über die Energiegewinnung im Bergischen Land.
Ich freue mich auf Eure Rückmeldungen und sage bis bald, dann schon wieder mit einer gänzlich anderen Tour, versprochen!
Liebe Grüße, Euer Matthias
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